Spiele sind ein tolles Weihnachtsgeschenk für Kinder
emanzipierte Spiele
oder
Machos, eine Runde aussetzen!
kurz:
Stimmt so
ab 10 Jahre
Queen Games, Langbaurghstr. 7, 53842 Troisdorf, Fax 02241/490099
Berufslotto-Puzzle
ab 3 Jahren
Weg damit!
ab 14 Jahren
Kauft das Frauenhaus
ab 16 Jahren
Murmel Spielwerkstatt, Herman-Greulich-Str.60, Postfach 6152, CH-8023 Zürich, T+Fax 0041/1/2421718
Kampf der Geschlechter
ab 18 Jahren
Jumbo-Spiele, Reidemeister Str. 3, 58849 Herscheid, Fax 02357/60111
Brave Mädchen - Böse Mädchen
ab 16 Jahren
Amt für Jugendarbeit der EKvW, Pf 5020, 58225 Schwerte, Fax 02304/755-248,
e-mail g.kirchhoff@haus-villigst.org und in Frauenbuchläden
Switch
Daiki-Spiele, Eichendorffstr.8, 50823 Köln, Fax 0221/5503345, e-mail 106210.163@compuserve.com
Und hier der ganze Artikel:
Machos, eine Runde aussetzen!
Beim Kauf des Frauenhauses gegen die abgezockte Maklerin gewinnen, als Tante Emma
mit Millionen jonglieren, die Dachdeckerinnenkarte am schnellsten an die richtige
Stelle stecken. Emma stellt Spiele vor, deren Spielbretter keine frauenfreien Zonen sind.
Alice kommt vor, Rita und Coco. Damit stammen gerade mal drei von 78 zitaten aus dem Spiel
Polit Poker von Frauen.
Ich glaube nicht, daß Männer von Natur aus aggressiv sind
Stammt diese Aussage von Michael Schumacher, Max Schmeling, Claudia Nolte oder Alice
Schwarzer?
Letzteres ist die richtige Antwort.
Prima - Alice Schwarzer, Rita Süssmuth und Coco Chanel können stolz auf sich sein.
Immerhin vertreten sie mit 3,8 Prozent in diesem
Fragespiel für 1-8 Wähler
Frauen und Mädchen. Denn in den meisten Gesellschaftspielen existieren weibliche Menschen
überhaupt nicht. Auf den Spielplänen sind
Halma-Männchen unterwegs.
Alle Mitspieler
wählen ihre Spielfiguren,
der jüngste Spieler beginnt. Ausnahmen gibt's selten:
SpielerInnen sind die Regel bei der Firma
franjos ("Pow Wow", Can't stop",
"Buzzle"). Bei
Ratz-Fatz werden tatsächlich alle angesprochen:
"Liebe Spielerinnen und Spieler" heißt es in der Anleitung des Spiels
für 1-6 Kinder und eine
Spielleiterin oder einen Spielleiter.
Auch in den Titeln tauchen Frauen sehr selten auf. Ab und zu sammelt eine
Hanna Haselnuß als
Eichhörnchen Nüsse, verkauft eine
Tante Emma Waren, oder bewohnt eine
Susi
Spinne mit ihren zwölf Kindern ein Spinnennetz. Allenfalls warten wir als Prinzessinnen
oder ritterfräuleins darauf, aus den Fängen des bösen Zauberers befreit ("Schlappe Ritter")
oder von einem kühnen Helden geminnt zu werden ("Ritter ohne Furcht und Tadel").
Reichlich titeln jedoch Männer als
Der kleine Kommissar,Schow-Manager oder
Minister,
kurz: Sie sind
Die Macher. Auch die sehr beliebten
Siedler von Catan, die sogar
zum
Spiel des Jahres 1995 avancierten sind selbstredend männlich. Das Geschehen
wird von
Erfindern, Feldherren, Spionen, oder von
Bischöfen gelenkt. Doch halt,
auf einer Spielkarte ist tatsächlich ein weibliches Wesen abgebildet. Es handelt sich
um ein Burgfräulein. Die Karte heißt
Intrige...
Da freuen wir und doch schon, wenn es zum Beispiel im Spiel
Cluedo schon 1951 drei weibliche
und drei männliche Tatverdächtige gab und heute noch gibt.
Oder wenn im
Spiel des Lebens zwar der
Polizist, der
Lehrer, der
Künstler und der
Verkäufer aufgeschrieben stehen, die Karten aber immerhin
jeweils die Abbildung einer Frau und eines mannes tragen. Oder wenn
Caesar&Cleopatra
gegeneinander antreten, und er unterstützt wird von Konsulen, Zenturios und Sklaven,
sie dagegen von Hohepriesterinnen, weiblichen Schriftgelehrten und Sterndeuterinnen.
Gerecht geht's auch zu bei
Wizard. Da treten genau gleichviele Menschen-, Zwerge-, Elfen-
und Riesenfrauen und -männer gegeneinander an, und sogar Feldherrinnen und Königinnen dürfen
zum Sieg beitragen.
Chirurginnen, Feuerwehrfrauen und Architektinnen mischem im
Berufslotto-Puzzle
mit.
Damit die Gleichstellung von frühester Kindheit an erlernt wird, verrät uns die Schachtel
des Kinderspiels. In der Tat: Aus sechs Papp-Platten mit bunten Szenen aus Schuhfabrik,
Baustelle, Spital, Straße, Warenhaus und Theater können die SpielerInnen je zwölf
Kärtchen herausnehmen. Die werden verdeckt gemischt und nach und nach gezogen. Gewonnen
hat, wer zuerst alle Kärtchen in eine Platte eingesetzt hat. Jedes Kärtchen zeigt einen
arbeitenden Menschen. Auf der Baustelle zum Beispiel sind das
Vorarbeiterin und
Vorarbeiter,
Dachdeckerin und
Dachdecker oder
Maurerin und
Maurer.
So wird den Kindern bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt gezeigt, daß sie alle
Berufswahlmöglichkeiten in Betracht ziehen können, steht in der Spielanleitung. Stimmt.
Während
Die Börse fest in Spielerhand und auch in
Tycoon jeder Spieler
Eigentümer und Manager eines Unternehmens ist, jongliert bei
Stimmt so!
eine Frau mit Millionen:
Tante Emma.
O-Ton der Spielanleitung:
Tante Emma ist es leid! Immer muß sie miterleben, wie die
kleinen, beschaulichen Läden von den großen Ladenketten aufgekauft werden. Jetzt ist
Schluss damit! Tante Emma steigt selbst in das große Geschäft ein und versucht, die
Megakonzerne unter ihre Kontrolle zu bringen. An den Börsen dieser Welt in Tokyo, New York,
Moskau und Frankfurt rafft sie Aktienanteile zusammen, vorausgesetzt, sie hat die passende
Währung parat. Ihr Ziel: Aktienmehrheiten besitzen.
Es gibt Aktien für Tante Emma-Airlines, -Automobile, Petrol, -Bank, Computer und -Entertainement.
Katen und Geldscheine zeigen grauhaarige Damen höheren Alters.
Kauft das Frauenhaus fordern die Mietgenossenschaftsfrauen,
die hier gegen eine Maklerin antreten. Allerdings müssen sie natürlich erst das Geld zusammenbringen,
indem sie in Wohnungsannoncen-Karten Mietangebote entdecken, per Würfel dorthin eilen
und die Wohnung vermitteln.
Hexenkesselkarten können dabei helfen oder der
Maklerin Vorteile verschaffen. Gelingt es ihr, die fünf der 27 Häuser, die zu Frauenhäusern
werden können, vorher zu kaufen, hat sie gewonnen.
15 Franken aus dem Verkaufserlös gehen an den
Verein zum Schutz mißhandelter Frauen
und deren Kinder, Sankt Gallen.
Weg damit! fordern die sechs Frauen, die in diesem Spiel
gegen Soldaten antreten. Der Reiz dieses Taktik-Spiels liegt darin, daß in
verschiedenen Teams gespielt werden kann. Man oer frau bespricht die einzelnen Züge
in der Gruppe und versucht, die beste Lösung zu finden.
Um Geschlechterbilder geht es in zwei weiteren Spielen: Im
Kampf der Geschlechter
lösen eine
Mannschaft und eine
Frauschaft drei verschiedene Arten von
Aufgaben. Zum einen müssen sie das andere Geschlecht einschätzen.
Frauen denken: Die
allererste Liebe ist die romantischste von allen. Ist das richtig oder falsch?
werden zum Beispiel die Männer gefragt. Die Frauen hingegen müssen sich den Kopf darüber
zerbrechen, ob
Männer denken: Männer sind von Natur aus gewalttätiger als Frauen.
Stimmt die Einschätzung mit der Antwort auf de Karte überein, geht's einen Punkt auf der
Wertungsleiter weiter in Richtung Ziel. Das Spannendste am
Kampf der Geschlechter
sind die heftigen Diskussionen zwischen den SpielerInnen.
Brave Mädchen - Böse Mädchen spielt frau unter sich. Dabei
werden einer Spielerin Fragen aus verschiedenen Lebensbereichen wie
Beruf,
Mein Körper oder
Meine Zukunft gestellt.
hausarbeit ist für Sie a)
kein Problem, b)ein richtiger Beruf, der vom Staat bezahlt werden sollte, c) andere Möglichkeit
wird sie beispielsweise gefragt. Ihre Antwort bewerten die anderen Frauen aus Sicht
des Staates: Ist sie angepasst und damit
brav oder eher aufmüpfig und damit
böse? Böse Überraschung, wenn frau sich als brav outen lassen muss!
Schliesslich kommt man als braves Mädchen bekanntlich nur in den Himmel, als böses aber überallhin,
also auch aufs Siegerinnentreppchen.
Bei
Switch dürfen auch Männer und Heteras mitspielen, ihre
Sieges-Chancen sind allerdings gering. Gefragt ist Wissen
aus dem lesbischen Alltag.
Wo konnten Lesben zuerst heiraten: In Norwegen oder in Dänemark? oder
Welche
amerikanische Stadt erklärte den 12. Februar 1992 zum Martina-Navratilova-Tag? müssen
Switch-SpielerInnen wissen. Aber sie müssen auch etwas tun.
Erkläre
Deinen geneigten Mitspielerinnen, was eine "Lesbe" ist! oder
Gib ein
überzeugendes Statement gegen das Zwangsouten prominenter Lesben ab! lauten die Aufgaben
zum Beispiel. Die geneigten Mitspielerinnen beurteilen anschliessend,
ob die Aktion erfolgreich war. Natürlich gibt es nur in diesem Fall einen Bonus-Chip. Und
wer aussetzen muss, langweilt sich eine runde auf dem Feld
Heteroparty...
Dieser Artikel (erschienen in der Emma Nov/Dez 98) von Iris Treiber wurde mit freundlicher Genehmigung der
Redaktion der Frauenzeitschrift Emma, zur Veröffentlichung auf der Hausfrauenseite
zur Verfügung gestellt.